Ein Jahr Coronalife

Oft sitze ich hier im Wald, auf unserโ€˜m Berg, genau wie vor einem Jahr als dieses ganze Corona Ding losging und frage mich: Was fรผhlt sich heute anders an als vor einem Jahr?

Gefรผhlt war ich, genau wie der GroรŸteil um mich herum, hochmotiviert diese โ€žgeschenkte Zeitโ€œ zu nutzen. Ja, ich hatte Angst. Ich war bereit das Ganze fรผr ein paar Monate durchzuziehen. Ich war davon รผberzeugt, dass ein schnelles Ende nahte.

Doch wie so oft in meinem Leben wurde ich eines Besseren belehrt.

Plรคneโ€ฆ Papperlapp

Ich liebe es Plรคne zu schmieden. Oft habe ich schon im Januar unseren Jahresmarktplan auf die Beine gestellt. Genau das gab mir unfassbare Sicherheit. Und dann kommt dieser aktuelle Zustand auf uns zu und ich fange an meine vermeintliche Planungssicherheit zu hinterfragen. Ich musste sie hinterfragen.
Und wenn ich รผberlege, wie leicht uns einfach so vieles gemacht wird.

  • Zackโ€ฆ Navi an, Route geplant!
  • Zackโ€ฆ schon mal die neue โ€žFrieseโ€œ oder die neue Brille in einer App getestet!
  • Zackโ€ฆ einen ganzen Menรผplan plus Zutaten online bestellt.
  • Zackโ€ฆ den Weddingplaner engagiert und die Hochzeit lรคuft.

Planen, To-Do Listen erstellen – all das ist super und kann im Alltag auch durchaus hilfreich sein. Doch Leute jetzt mal ehrlich, haben wir verlernt ins Ungewisse zu gehen?
Es macht so viele von uns Unsicher, nicht zu wissen was kommt. Und genau mit diesem Thema habe ich mich im letzten Jahr besonders viel auseinandergesetzt.

Ein Virus was weltweit alles zum Stillstand bringt, ist natรผrlich der ganz groรŸe Stil. Doch plรถtzlich alles รผber den Haufen geworfen zu bekommen geht auch durchaus kleiner. Die Gartenparty die aufgrund des Wetters ins Wasser fรคllt, der Urlaub der aufgrund eines gebrochenen FuรŸes nicht stattfinden kann, und so weiterโ€ฆ
So vieles, tagtรคglich, ist nicht vorhersehbar, nicht planbar. Und trotzdem fรผhlen wir uns mit unseren Plรคnen sicher und gut aufgestellt. Wie oft glaubten wir einen guten Plan gehabt zu haben?

Pah, Pustekuchen

Das Leben so anzunehmen wie es ist, ist nicht einfach aber so befreiend.

Und so saรŸ ich zu Beginn des Jahres wieder mit der Jahresplanung da und wusste nicht wohin mit uns. Ja, es gibt eine grobe Planung, aber halt nur eine grobe. Ich wurde quasi gezwungen mich von meinem โ€žPlanungswahnsinnโ€œ zu verabschieden. Ich verabschiedete mich von dem Gefรผhl, alles im Griff haben zu mรผssen und begrรผรŸte eher eine Eigenschaft von mir, die ich auch gern in anderen Bereichen auslebe: die Intuition.
Es wurde Zeit, mir, dem Leben und dem Universum zu vertrauen. Das Leben meint es gut mit mir, auch wenn ich nicht immer gleich verstehe, was es mit mir vorhat.

Die Frage ist ja, wie begegnen wir dem Ungewissen?

Oft sind es nicht die รคuรŸeren Umstรคnde die dafรผr zustรคndig sind, wie wir uns in bestimmten Situationen verhalten. ร„ngste und Zweifel lassen uns oft wanken. Wir beschrรคnken unsere persรถnliche Realitรคt auf das, was wir kennen und was sicher vorhersehbar ist. Dabei kรถnnen wir eigentlich nicht mal sicher sein, was unser nรคchster Gedanke sein wird.
Mittlerweile vertraue ich darauf, zu dem fรผr mich besten Ergebnis geleitet zu werden, auch wenn der Weg mir manchmal noch unbekannt erscheint. Ich vertraue darauf, dass ich das bekomme was ich brauche und nicht das was mein Ego als Nรคchstbestes gerne hรคtte. Ich glaube, dass unser Bewusstsein zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Signale wahrnimmt.

Manchmal macht mich dieses โ€žCoronaโ€œ mรผde

Dann versuche ich wieder ganz natรผrlich mein Vertrauen und meinen Optimismus aufsteigen zu lassen. Mal gelingt es hervorragend, mal eben nicht. Doch eines ist sicher: egal wie unberechenbar die Welt auch ist, ich entscheide wie ich auf die jeweilige Situation reagiere. Ungewissheit muss nicht bedeuten รคngstlich zu sein. Das Ungewisse zu begrรผรŸen, den Wandel zu erkennen, die Verรคnderung anzunehmen und trotzdem verwurzelt zu bleiben, darin รผbe ich mich gerade. Ich vertraue dem Leben, denn ich vertraue mir.
Corona hat viel Stille mit sich gebracht, Stille die mich noch nรคher zu mir gebracht hat, die mir meinen Ideenreichtum aufgezeigt hat. Dafรผr bin ich dankbar. Und mit dieser Dankbarkeit im Herzen, wรผrde ich jetzt einfach mal wieder gern tanzen gehen.


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Kommentare

2 Antworten zu „Ein Jahr Coronalife“

  1. Sarah Skorupa

    Ich habe Gรคnsehaut. Ich habe das Gefรผhl du hast mir teilweise in mein Herz geschaut. Ich fรผhle das einfach so dolle. Nur das mir diese gewisse Stille fehlt. Die Stille um zu mir selbst zu finden. Ich hab so viele Ereignisse. Meine Energie ist auf dem null Punkt. Aber ich weiรŸ die Zeit ust gezรคhlt. Im Juni ist der eine Abschnitt meines Lebens beendet. Meine Ausbildung ist dann beendet und ich kann zur Ruhe kommen in meiner neuen Arbeitsstelle. Zumindest versuche ich mit den positiven Gedanken zu leben. Ich bin mรผde und schlafen hilft mir da nicht.

    1. Nadine

      Sarah, vielen Dank fรผr deine wundervolle und ehrliche Rรผckmeldung, dass bedeutet mir wirklich viel.
      Ich wรผnsche dir ganz viel Kraft fรผr deine nรคchsten Wochen und natรผrlich auch viel Erfolg bei deinen Prรผfungen. ๐Ÿ–ค

      Ganz liebe GrรผรŸe Nadine